AEG-Turbinenhalle

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Peter Behrens, der Hausarchitekt der AEG, errichtete von 1908 bis 1909 zusammen mit dem Ingenieur Karl Bernhard die Turbinenfabrik der AEG. Behrens verwendete für diese Fabrik der Moderne die modernen Materialien Glas, Stahl und Beton. Die Halle, die sich mit ursprünglich 123 Metern Länge, zu denen 1939 noch einmal 74 Meter in einem Erweiterungsbau kamen, fast über die ganze Berlichingenstraße erstreckt, ist freitragend und erlaubt dadurch die Herstellung auch größter Turbinenanlagen. Die Träger der Halle bestimmen den Rhythmus der Fassade, zwischen ihnen lassen große, leicht schräg stehende Glasflächen das Tageslicht in die Halle fallen.

Behrens, ein wesentlicher Protagonist des Deutschen Werkbunds, wurde 1907 zum künstlerischen Beirat der AEG berufen. Er sollte neue, moderne aeg-behrens-frontund ansprechende Formen für die neuartigen elektrischen Geräte und die Produktionsstätten finden und lieferte praktisch das ganze äußere Erscheinungsbild der AEG – die Corporate Identity, wie wir heute sagen würden. Ganz im Sinne des Werkbunds entwickelte er neue Gestaltungsideen für eine Formgebung, die sich ganz an den Erfordernissen der Massenproduktion und den technischen Vorgaben orientierten. Zu seinen Mitarbeitern und Schülern gehörten so bekannte Architekten wie Walter Gropius und Ludwig Mies von der Rohe.

Dieses großartige Bauwerk ist ein Markstein der Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts und ist das auch außerhalb Deutschlands bekannteste Bauwerk der deutschen Industriearchitektur. Immer wieder kann man hier Gruppen junger Architekturstudenten beobachten, denen ein begeisterter Professor das Bauwerk vor Ort erläutert. Oder man trifft auf Fotografen aus aller Herren Länder, die hier versuchen, die Kopfseite der Halle zur Huttenstraße mit der langen Seitenfassade an der Berlichingenenstraße möglichst vollständig ins Bild zu bekommen. Denn schwer zu fotografieren ist sie, die Turbinenfabrik.

Gebaut wurde die Turbinenhalle, als ein Technologiewandel stattfand: die Dampfmaschine als Energiewandler in den Kraftwerken wurde abgelöst durch die Dampfturbine, die bei kleineren Abmessungen größere Leistung erlaubte.

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Gasturbine im Werk Berlin (Pressefoto von Siemens, Referenznummer: Gas_Turbine9_200028.jpg)

Trotz einiger Eigentümerwechsel dient die Halle mit der hundertjährigen Geschichte auch heute immer noch ihrer ursprünglichen Bestimmung: Siemens Power Generation stellt hier mit rund 1800 Mitarbeitern Gasturbinen mit bis zu 280 Megawatt Leistung für den Weltmarkt her. Mehr als 500 dieser Hochtechnologieprodukte haben die Halle in Moabit bereits verlassen. Hin und wieder werden die Giganten – bis zu 12 m lang, 3 m hoch und 300 Tonnen schwer – des Nachts auf speziellen Schwertransportern mit etlichen Achsen im Schritttempo durch die eigens gesperrten Straßen von Moabit zum nahegelegenen Westhafen bugsiert, um dort ihre Reise über das Wasser nach Nordamerika oder Asien anzutreten – ein Schauspiel der besonderen Art.


Siemens Power Generation
Huttenstraße 12, 10553 Berlin
030 3461 0
www.stadtentwicklung.berlin.de

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4 Antworten auf „AEG-Turbinenhalle“

  1. Hallo Vilmoskörte,
    ich wusste nicht, dass in der Halle der AEG-Turbinefabrik immer noch Turbinen gebaut werden. Das interessiert mich sehr, denn ich habe vor über 50 Jahren an der Vor-Ort-Montage einer 50 MW AEG-Turbine mitgeholfen und war anschließend Maschinist im Schichtdienst an dieser Turbine. Zwar habe ich danach beruflich etwas ganz anderes gemacht, aber seitdem habe ich Hochachtung vor denen, die solche zuverlässige Maschinen konstruieren und herstellen können.
    Gruß! Ludwig.
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